Distomo – die offene Wunde der deutsch-griechischen Geschichte

Beim Massaker von Distomo, einer Ortschaft in Mittelgriechenland, töteten am 10. Juni 1944 Angehörige der deutschen 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division im Zuge einer „Vergeltungsaktion“ über 218 Dorfbewohner und brannten das Dorf nieder.
2017 fand anlässlich des Distomo-Tages in Kassel eine eindrucksvolle öffentliche Kundgebung statt. Es war der Tag der Eröffnung der internationalen Kunstausstellung documenta 14, an der auch der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos teilnahm.
Auf der anderen Seite standen etwa 200 deutsche Antifaschisten mit dem griechischen Überlebenden von Distomo Argyris Sfountouris, um die deutsche Verantwortung für dieses Verbrechen deutlich zu machen und die ausstehende deutsche Entschädigungszahlung anzumahnen. Damals kam es zu einem Gespräch zwischen dem griechischen Überlebenden und dem griechischen Präsidenten, die deutschen Regierungsvertreter glänzten durch Abwesenheit. Selbst der ehemalige Bundespräsident Gauck hatte bei seinem ersten Besuch in Distomo nur eine formelle Entschuldigung auf den Lippen. Die Forderung der Betroffenen nach Entschädigung wollte auch er nicht anerkennen.

Anlässlich des Distomo-Tages 2018 unterstreichen wir in aller Klarheit:
Die FIR unterstützt in jeder Hinsicht die berechtigten Forderungen der griechischen Opfer der deutschen Okkupationspolitik und des griechischen Volkes gegenüber der Bundesrepublik Deutschland. Es ist und bleibt ein politischer Skandal, dass sich alle politisch Verantwortlichen in den vergangenen Jahrzehnten gegenüber dem griechischen Volk weigern, die Restitutionsansprüche anzuerkennen und entsprechende Zahlungen zu veranlassen.

Gleichermaßen ist die Begründung dieser Verweigerung ein politischer Skandal. Weder wurden die Schulden durch die bescheidenen Zahlungen an die griechische Regierung kompensiert, noch durch die politische Entwicklung der 90er Jahre obsolet. Die Tatsache, dass sich verschiedene griechische Regierungen nicht als Fürsprecher der berechtigten Forderungen des griechischen Volkes gegenüber der deutschen Regierung gezeigt haben, spricht nur gegen diese Regierungen, ist aber kein Grund, von diesen Forderungen, die auf Restitution, auf Entschädigung für Verbrechen und auf Kompensation von Wertverlusten beruhen, abzugehen.

Die FIR beglückwünscht die griechischen Antifaschisten und den Nationalrat für die Durchsetzung der deutsche Kriegsentschädigungen an Griechenland, die immer wieder mit demonstrativen Aktionen an diese offene Wunde der deutsch-griechischen Geschichte erinnern. Die FIR wird auch zukünftig an ihrer Seite auf internationaler Ebene diese berechtigten Forderungen unterstützen.