Holocaust und deutsche Entschädigungen

Mitte September 2018 fand in Viannos/ Kreta der 3. Panhellenische Kongress über Holocaust und deutsche Entschädigungen statt. Unter reger Anteilnahme von gesellschaftlicher Öffentlichkeit und internationalen Gästen wurden noch einmal die Forderungen zur materiellen Entschädigung des griechischen Volkes erhoben. Die FIR begrüßte diese Konferenz und war mit ihrem Vize-präsident Christos Tzintsilonis auf der Konferenz vertreten.

Als Generalsekretär der FIR und als Vertreter der deutschen Antifaschisten übermittelte Dr. Ulrich Schneider nachfolgendes Grußwort, was in Auszügen hier dokumentiert wird.

Anlässlich des 75. Jahrestages der Verbrechen von Viannos führen Sie Ihren wichtigen Kongress unter dem Motto „Unermüdlicher Kampf um Gerechtigkeit und Entschädigung!“ durch.

An dieses Ereignis zu erinnern ist nicht nur eine historische Verantwortung, sondern auch eine gegenwärtige Aufgabe. Wir dürfen nicht vergessen, für welche Verbrechen der deutsche Faschismus in Griechenland verantwortlich war. An diesem Beispiel kann man die Konsequenzen von Antisemitismus und Rassismus an der Macht zeigen, die Zerstörungspolitik gegen die Zivilgesellschaft. Es ist eine seltene Ausnahme, dass der verantwortliche Täter von einem griechischen Gericht angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Aber die deutschen Regierungen waren nicht bereit, die Opfer dieses Verbrechens und ihren Familien zu entschädigen.

Deshalb steht die FIR seit langem auf der Seite aller griechischen Organisationen und sozialen Initiativen für die fairen und begründeten Ansprüche des griechischen Volkes auf Reparationen, die die Bundesrepublik Deutschland aufgrund des Zwangsbesetzungsdarlehens und -schadens verursacht in Griechenland von Nazi-Besatzern während des Zweiten Weltkriegs schuldet. Bis heute sind die deutschen Regierungen nicht bereit, dieses offene Problem zu lösen. Mit einer einmaligen Zahlung von unwesentlichen 115 Millionen DM nach der Bonner Konvention vom 18. März 1960 versuchte der deutsche Staat, die Forderungen zu befriedigen.

Aber die ausstehende Summe ist viel höher, wie internationale Experten, auch aus Deutschland, mehrfach aufgeführt haben. …

Die FIR unterstützt die griechischen Anfragen in diesem Fall und fordert die Bundesregierung auf, ernsthafte Verhandlungen nicht mehr zu blockieren. Deutsche Reparationen für Griechen fehlen noch! Aber es ist nicht nur das Geld. „Gerechtigkeit und Ausgleich“ bedeutet auch, den griechischen Widerstand als wichtigen Teil der europäischen Befreiungsbewegung gegen die faschistische Besatzung anzuerkennen. Die ELAS und alle Teile des griechischen Widerstandes sind ein wertvoller Teil der Anti-Hitler-Koalition. Und niemand kann diesen Verdienst für die Geschichte unseres Kontinents vergessen.

Die FIR dankt allen griechischen Antifaschisten und den Freunden auf der ganzen Welt, die sie diese Aufgabe unterstützen. Die FIR fordert die Bundesregierung auf, die Blockade zu beenden und zu einer ernsthaften Lösung für die Entschädigung zu kommen. Es ist völlig inakzeptabel, noch einmal 25 Jahre zu warten – bis auch die Enkel der Opfer nicht mehr unter uns sein werden.