Vor 80 Jahren: Streik gegen Besatzungsterror und Judenverfolgung

Am 25. Februar erinnert Amsterdam mit Gedenkveranstaltungen an eine großartige antifaschistische Aktion der niederländischen Arbeiterbewegung vor 80 Jahren. Es ist der Generalstreik in Amsterdam gegen Besatzungsterror und Judenverfolgung. Geplant waren anlässlich dieses 80. Jahrestages Kundgebungen, Kranzniederlegungen und andere demonstrative Formen des Gedenkens am Denkmal des aufrechten Werftarbeiters. Auch ein Vertreter der FIR war zu diesen von Gewerkschaften, der AfvN, politischen Parteien und gesellschaftlichen Initiativen getragenen Veranstaltungen eingeladen. Bedingt durch die Pandemie-Entwicklung werden die öffentlichen Veranstaltungen in diesem Jahr deutlich kleiner ausfallen, der 25. Februar 1945 und diese antifaschistische Tat bleiben jedoch im kollektiven Gedächtnis der Menschen in den Niederlanden. Es war das erste Mal im besetzten Europa, dass sich breite Teile der arbeitenden Bevölkerung mit einem Generalstreik gegen antisemitischen Terror wehrten.

Diese Aktion wurzelte in den Erfahrungen der niederländischen Bevölkerung mit der deutschen Besatzungspolitik. Wie in allen okkupierten Ländern wurden auch hier vom Reichskommissar für die Niederlande Arthur Seyß-Inquart die Ausnahmegesetze gegen jüdische Menschen, wie sie im deutschen Reich galten, eingeführt. Verstärkt wurde der antisemitische Terror durch die Kollaborateure der NSB (Nationaal-Socialistische Beweging) (Vorsitzender war Anton Mussert), die sich mit ihrer uniformierten Wehrabteilung (WA) als Vollstrecker der deutschen Besatzungspolitik betätigten. Die WA provozierte in den jüdischen Vierteln von Amsterdam, wobei es mehrfach zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kam, bei denen auch Männer aus den umliegenden Arbeiterwohngebieten den Juden halfen. Als nach einer solchen Schlägerei ein Führer der WA starb und Tage später sich jüdische Händler gegen Übergriffe der deutschen Ordnungspolizei wehrten, ordnete die Besatzungsmacht Vergeltungsaktionen gegen jüdische Bewohner an. Am Nachmittag des 22. Februars 1941 fuhren SS-Überfallkommandos in das jüdische Viertel von Amsterdam und verhafteten wahllos jüdische Männer. Am 23. Februar folgte unter den Augen der Bevölkerung eine weitere Razzia auf dem Waterloo- Platz.

Angesichts dieser Besatzungsgewalt ergriff die Amsterdamer Sektion der illegalen KP der Niederlande die Initiative und orientierte ihre Kader und Anhänger, die sowohl in der Verwaltung als auch unter den Werftarbeitern gut vernetzt waren, auf eine öffentlich sichtbare Solidaritätsaktion mit den jüdischen Menschen. Am Abend des 24. Februar konnte man in den Arbeitervierteln und anderen Teilen der Stadt Flugblätter finden, auf denen es hieß:
„Zeigt Euch solidarisch mit dem jüdischen Teil der arbeitenden Bevölkerung. Streikt, streikt, streikt!“ Gefordert wurde, alle jüdischen Gefangenen freizulassen und die WA aufzulösen.
Und tatsächlich waren die Stadt Amsterdam und die Betriebe am 25. Februar 1941 durch einen Generalstreik lahmgelegt. Etwa 40.000 Menschen demonstrierten in der Innenstadt. Die deutsche Besatzung war vollkommen überrascht, reagierte aber anschließend mit aller Brutalität. Nun wurde Ordnungspolizei und Militär eingesetzt und wahllos auf Streikende geschossen. Die Bilanz: Neun Tote und 24 Verwundete. Eine Verhaftungs- und Entlassungswelle gegen Streikende setzte ein. Achtzehn Arbeiter wurden als „Rädelsführer“ hingerichtet, andere in Gefängnisse und KZ deportiert. Trotz aller Opfer war es eine heroische Tat, die weit über Amsterdam hinaus wahrgenommen wurde.

Die FIR, die in den vergangenen Jahren selber am Denkmal des aufrechten Werftarbeiters erinnert hat, dankt den niederländischen Kameraden der AfvN und allen Antifaschisten, dass sie dieses wichtige Ereignis seit Jahrzehnten im gesellschaftlichen Bewusstsein wach halten.