FIR kritisiert unwürdigen Umgang mit Konev-Denkmal in Prag

Seit mehreren Wochen gibt es einen politischen Streit im sechsten Stadtbezirk von Prag um die Statue des sowjetischen Marschalls Iwan Stepanowitsch Konew, der als Kommandant der 1. Ukrainischen Front der Roten Armee am 9. Mai 1945 Prag befreit hat. Dieses Denkmal war in den letzten Jahren immer wieder Ziel antikommunistischer und russlandfeindlicher Zerstörungswut. Mehrfach beschmierten Unbekannte die Statue in roter Farbe. Statt jedoch für einen effektiven Schutz des Denkmals zu sorgen und die Schmierereien zu beseitigen, reagierte die Bezirksverwaltung selber mit Provokationen. Zuerst verweigerte sie die Säuberung, dann verhüllte sie das gesamte Denkmal mit einer Bauzaun-Plane. Der Bürgermeister des Bezirks, Ondrej Kolar, schlug vor, das Denkmal abzuräumen und auf dem Gelände der russischen Botschaft aufzustellen.

Anfang September demonstrierten mehrere hundert Menschen für den Schutz des Denkmals. Unter ihnen waren Vertreter der Kommunistischen und Sozialdemokratischen Partei, aber auch Jiri Ovcacek, Sprecher des tschechischen Staatspräsidenten Milos Zeman. Er nannte die Absperrung »absurd« und erinnerte daran, dass Konew als Kommandeur der 1. Ukrainischen Front auch für die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 verantwortlich war.

Vor einigen Tagen hatte sich selbst die Tochter des Sowjetmarschalls, Natalia Konewa, zu Wort gemeldet. Laut tschechischem Rundfunk forderte Konewa, die Leiterin der russischen Behörde für Kriegsdenkmäler ist, in einem Fernsehinterview, die Statue nach Russland zu holen. „Iwan Konew hat den Tschechen nichts getan, aber es gibt keine Garantie dafür, dass die Vandalen das Denkmal in Frieden lassen.“ Sie könne sich auch vorstellen, das Denkmal in Moskau in der Marschall-Konew-Straße aufzustellen. So sehr dieser Vorschlag menschlich nachvollziehbar ist, er würde dem Vandalismus in der tschechischen Hauptstadt nachgeben und eine Schändung des Andenkens der sowjetischen Befreier bedeuten.

Am Donnerstag beschloss – trotz öffentlicher Proteste – nun der Rat des Stadtbezirks: Die Statue von Marschall Konew solle an ein Museum übergeben werden. Das Denkmal solle ersetzt werden durch ein Mahnmal „für alle Befreier Prags“ (wer auch immer damit gemeint sein soll) von den deutschen Besatzern. Zurecht bezeichnete der tschechische Präsident Milos Zeman die Entscheidung des Rats als „Schande“. „Das ist unsere Schande, weil ungeachtet dessen, was für ein Mensch Konew gewesen sein mag, das Denkmal ein Symbol für diejenigen sowjetischen Soldaten war, die bei der Befreiung Prags starben – und das waren 13.000. Es war auch das Symbol aller Rotarmisten, die bei der Befreiung der Tschechoslowakei gefallen sind, und das waren rund 150.000″, so Zeman.

Die FIR fordert ein Ende dieses unwürdigen Umgangs mit dem Gedenken an Marschall Konew und der Erinnerung an die Befreiungsleistung der Roten Armee. Sie dankt ausdrücklich allen tschechischen Antifaschisten, die sich für den Schutz und den Erhalt dieses Denkmals einsetzen.